Dienstag, 3. Juli 2012

Haruki Murakami - Wilde Schafsjagd

Taschenbuch: 320 Seiten 
Verlag: btb (Random House)
Erscheinungsdatum: 04. September 2006
ISBN: 978-3442734740

Das Gefühl, das ich nach dem Auslesen dieses Romans hatte, kommt dem einer Ausnüchterung bei lebendigem Leibe ziemlich nahe. Nun meine ich dies bei Weitem nicht so negativ, wie man es durchaus auffassen könnte - was ich vielmehr ausdrücken wollte, ist, dass einen die furiose und verwirrende Geschichte wie eine erschöpfte und leere Hülle zurücklässt, die sich eben noch im Rausch einer wilden Nacht befunden hat.

Den Plot dieser völlig abstrusen und namenlosen Odyssee auf weniger als 320 Seiten wiederzugeben, ist wohl das, was man ein Ding der Unmöglichkeit nennt. Und genau darum geht es in dieser Geschichte; um Unmöglichkeiten. Nur so viel sei gesagt: Murakamis namenloser Protagonist, der 29-jährige Chef einer Werbeagentur im Tokyo der späten 70'er Jahre, bekommt die Pistole auf die Brust gesetzt; eine ominöse Organisation beauftragt ihn damit, ein bestimmtes und außergewöhnliches Schaf zu finden, das auf einem Bild zusehen ist, welches er - unwissenderweise - in einem Werbeprospekt veröffentlich hat - andernfalls droht die Organisation, die Agentur und seine ganze Existenz zu zerschlagen.

Nun handelt es sich nicht einfach nur um eine besondere oder seltene Gattung des Tiers, sondern vielmehr um ein völlig einzigartiges und magisches Schaf, das nicht nur von einem Menschen Besitz ergreifen kann, sondern wahrscheinlich sogar ein Interesse daran zu haben scheint, die Geschicke Japans und möglicherweise der ganzen Welt zu beeinflussen und ins Chaos zu stürzen. Das Foto, welches den Protagonisten überhaupt erst in diese augenscheinlich ausweglose Situation gebracht hat, wurde ihm von einem Jugendfreund zugesandt - das ist die einzige Spur.

Und so bleibt dem Helden und seiner Freundin, einem Ohrenmodel und Callgirl mit übersinnlichen Fähigkeiten, nichts anderes übrig, als aufzubrechen. Einziges Indiz ist und bleibt der Poststempel auf dem Brief des Freundes, der die Tragödie erst verursachte. Ihre Schnitzeljagd führt sie in die verlassene und kühle Einöde Japans, eine andere Welt, voller skurriler Charaktere und unglaublicher Ereignisse.

Murakamis metaphorische und erwartungsgemäß gutgeschriebene Geschichte beschäftigt sich, wie wohl beim japanischen Bestsellerautor üblich, mit den Themen: Verlust, Ordnung und Zeit. Und auch wenn sie mir zeitweise wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen hat, so überzeugte mich dieser Steppenwolf im Schafspelz niemals so ganz. Alles ist verhältnismäßig stringent und im Stile eines Detektivromans gehalten (selbst der Protagonist liest immer und immer wieder in den "Abenteuern des Sherlock Holmes"), doch der Funke will einfach niemals so richtig überspringen. Was mir gefehlt hat, waren echte und wilde Emotionen, schließlich ist die Lage prekär und die Ereignisse mehr als außergewöhnlich - Murakamis Protagonist jedoch, fügt sich voller Trübsal und fast teilnahmslos in sein Schicksal, was dann eher den Eindruck eines Wochenendausflugs, als den, eines wirklichen Abenteuers erweckt.

Note: 3
  • Humor: 3
  • Anspruch: 2
  • Spannung: 3
  • Erotik: 3
  • Piratenfaktor: 4     

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