Donnerstag, 21. Februar 2013

Don Winslow - Kings of Cool

Genre: Krimi
Gebunden: 351 Seiten
Verlag: Suhrkamp Nova
Erscheinungstermin:17.09.2012
ISBN: 978-3-518-46400-7

 
„ … 63
Jeder Held hat einen tragischen Schwachpunkt.
Eine Eigenschaft, die ihn und alle anderen in seinem Umfeld zur Strecke bringen kann.
Bei Ben ist das einfach.
Wenn man Ben sagt, er soll etwas machen dann kann er nicht anders
er muss das genaue Gegenteil tun. Er ist - 64 Subversiv.
(Adj.) umstürzend, umstürzlerisch.
Ben, unverkennbar...“ (Seite 102 / 103)

Laguna Beach, Kalifornien – das Land der Surfer und Hippies, der strahlend schönen Morgen und (geplatzten) Träume. Hier lässt es sich leben, wenn man einen Plan hat. Und den haben sie. Sie sind unzertrennliche Freunde. Jung, strahlend, cool und vor allem bestens im Geschäft mit dem allerfeinsten Dope in der ganzen Gegend. Dass sie den Markt mit ihrem Gras überschwemmen und damit die konkurrierenden – und alteingesessenen - Dealerringe gegen sich aufbringen ist ihnen zu Beginn ihres Vorhabens entweder nicht klar oder sie glauben einfach an den freien Wettbewerb in der Marktwirtschaft: Angebot und Nachfrage regeln den Preis – Qualität bestimmt. Und Qualität, das verkaufen sie. Ein ausgeklügelter Plan sichert den Nachschub des heiß begehrten Weeds und verschleiert gleichzeitig die Verbindungen, die zu ihren Angestellten, den Growern und den verzweigten Vertrieblern führen könnte.
Sie, das sind Ben, Chon und O.(phelia).
Oder ein paar Jahrzehnte früher:
Der Doc, John, Kim, Stan und Diane.
Aber egal wie gut ein Plan auch ist, er kann nur funktionieren, wenn man wirklich von ihm überzeugt ist und cool bleibt, wenn etwas Unvorhergesehenes eintritt oder das ganze Land sich unter politischen und gesellschaftlichen Ereignissen komplett verändert ...



... Wer weiß
ob
Aufrichtigkeit Risse bekommt
oder sich auflöst.
Der Fluss der Zeit nagt an seinen Ufern bis sie
bröckeln.
Scheinbar plötzlich
Nur scheinbar. …„
(Seite 122)
Don Winslow hat mit seinen Kings of Cool ein wahrhaft cooles Œuvre abgeliefert – und der Suhrkamp Verlag mit der Gestaltung dieses Kultbuches alles richtig gemacht. Schwarzer samtiger Einband mit reinweißer Schrift – eine Palme als Vignette – schwarzer Schnitt und dieser Titel. Das muss man einfach in die Hand nehmen, aufschlagen und ist nach den ersten Seiten rettungslos verloren.
Der Plot wird gnadenlos und ohne Atem zu holen vorangetrieben – Spannung durch die zweisträngige Handlung und die kompromisslos direkte, immer stilsichere Sprache erzeugt. Fährten werden gelegt, die Entwirrung der immer wieder miteinander lose und doch so eng versponnenen Fäden geschieht erst zum Schluss. Dieser allerdings kommt viel viel zu früh.
Winslow gelingt es trotz aller Rasanz mit bewundernswerter Leichtfüßigkeit, seine Figuren glaubhaft und authentisch zu gestalten. Nichts an ihnen ist einfach nur schwarz oder weiß. Ausnahmslos alle besitzen sympathische wie unsympathische Züge und werden dadurch umso greifbarer.
Brutalitäten werden zielgerichtet und schnell abgewickelt – eine angenehme Sache, wenn man – so wie ich – keinen gesteigerten Wert auf seitenlange Blutbäder legt. Doch wer im Drogengeschäft mitmischen will, der lebt eben gefährlich und darf nicht zimperlich sein. Doch Nachahmung wird nicht empfohlen, auch wenn die Anweisungen zum Aufbau eines wahren Drogenimperiums minutiös ausgearbeitet sind. Es scheint als kennte sich hier jemand aus.
Lässt man sich jedoch auf dieses Wagnis ein und überlebt das alles, dann ist man wahrlich ein King of Cool.
„ ... „Was gäbe ich dafür, in eurer Haut zu stecken. Ihr habt alles. Ihr seid jung, habt Geld, coole Klamotten, schöne Mädchen. Alles. Ihr seid Könige.“
305
Das sind wird, denkt Ben. … „
(Seite 349)

Note: 1,4

  • Humor: 1,5
  • Anspruch: 1,5
  • Spannung: 1,0
  • Erotik: 2,0
  • Piratenfaktor: 1,0



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