Donnerstag, 4. April 2013

Philippe Pozzo di Borgo - Ziemlich beste Freunde

Philippe Pozzo di Borgo - Ziemlich beste Freunde 
Genre: Biographie
Gebunden: 256 Seiten
Verlag: Hanser Verlag
Erscheinungstermin: März 2012
ISBN: 978-3-446-24044-5

Philippe Pozzo di Borgo entstammt einer alten, angesehenen französischen Famiilie, ist erfolgreicher Geschäftsführer der Firma Champagnes Pommery, liebt seine Frau und seine adoptierten Kinder, ist viel unterwegs, sportlich aktiv und leidenschaftlicher Gleitschirmflieger. Immer wieder geht er Risiken ein, wenn er sich von Thermiken, die er intuitiv erfühlt, in schwindelnde Höhen kreiseln lässt. 

1993 stürzt er ab. Im wahrsten Sinn des Wortes.

 Die Landung nach einem seiner geliebten Gleitschirmflüge geht katastrophal schief. Er ist querschnittgelähmt, ab dem Hals. 

Da seine Frau selbst seit Jahren schwer krank ist und immer häufiger und immer längere Krankenhausaufenthalte für sie notwendig werden, benötigt er fremde Hilfe. Hier tritt Abdel - sein "Schutzteufel", wie er ihn nennt - auf den Plan. 
Der Film Ziemlich beste Freunde , der ein absoluter Kassenschlager wurde, erzählt von der entstehenden Freundschaft zwischen dem adligen Tetraplegiker und dem vorbestraften Kriminellen, von ihren gemeinsamen Eskapaden und dem neuen Lebensmut, den Abdel seinem Freund Philippe mit der ihm ganz eigenen Art einhaucht.

Das Buch, dessen Titel im französischen Original "Le second souffle" (der zweite Atem) heißt und das nach einer Dokumentation über die beiden Freunde von Philippe Pozzo di Borgo noch erweitert wurde um den Teil, der im französichen "Le diable guardien" (der Schutzteufel) betitelt ist, zeigt nichts von dem, was der Film zeigt

Tatsächlich kommt die Freundschaft zwischen Philippe und Abdel relativ kurz, dennoch wird klar, dass es eine tiefe ist. Abdel kümmert sich um Philippe. Zuverlässig und loyal. Er mag manchmal unverantwortliche Dinge tun, doch immer dann, wenn es notwendig ist, ist er zur Stelle. 

Harter Stoff ist es, den Pozzo di Borgo den Lesern zumutet. Direkt, ungeschönt, authentisch, ohne einen Schleier erzählt er von dem, was in ihm vorgeht nach dem Unfall, nach dem Tod seiner geliebten Béatrice und davon, dass es hinterm Horziont doch weitergeht. Er analysiert sogar sein Verhalten vor Béatrices Tod als Flucht. Nun da er selbst komplett auf die Hilfe anderer angewiesen ist - und das ist zuweilen mehr als erniedrigend - merkt er, wie sehr er seine Frau mit ihrer Krankheit alleine gelassen und nur an sich und sein kleines Ego gedacht hat. Nicht eben sympathisch das Bild, das er von sich zeichnet.

Trotz aller körperlicher und seelischer Qualen erreicht er etwas, was viele Menschen in ihrem Leben nicht im Ansatz kennen: Demut, Frieden mit der persönlichen Situation und meiner Meinung nach sogar Zufriedenheit

Es gibt keinen Tetraplegiker in Frankreich, der so lange mit diesem Handicap überlebt hat, wie Pozzo di Borgo. Das mag zum Teil an seiner privilegierten finanziellen Situation liegen, sicherlich ist aber seine positive Grundeinstellung maßgebend dafür. Wer sich auf den anfangs etwas verwirrenden Stil des Buches einlassen kann - Pozzo di Borgo lässt die Erinnerungen zwar in einer chronologischen Struktur aber dennoch ungehemmt fließen - der kann teilhaben an einer ungewöhnlichen Weltsicht, an einer wahrhaft starken Haltung und einem unerschütterlichen Glauben

Nach der Lektüre des Buches wird es nötig sein, die einzelnen aufgenommenen Fäden miteinander zu verknüpfen, die Schilderungen sacken und einiges einfach stehen zu lassen. Unberührt kommt man allerdings nicht davon.

Doch Achtung: wer erwartet, den Film im Buch wiederzufinden, wird enttäuscht werden. Deshalb ein Tipp: erst das Buch lesen, dann den Film sehen. 

Note: 2,3

  • Humor: 3,0
  • Anspruch: 1,0
  • Spannung: 3,0
  • Erotik: -
  • Piratenfaktor: 2,0

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