Dienstag, 2. Juli 2013

Ewald Arenz - Ein Lied über der Stadt

Genre: Roman
Gebundene Ausgabe:  320 Seiten
Erscheinungstermin: Februar 2013
ISBN: 978-3-86913-192-4

Wie weit geht man, um die Freiheit des Denkens zu verteidigen? Was genau bedeutet Freiheit? Das zu tun, was man möchte – egal, ob Mann oder Frau – oder kann man wahre Freiheit nicht erlangen, sondern nur fühlen, in sich tragen, leben?
Fragen über Fragen, die sich erst auftürmten um dann langsam aber sicher abgetragen zu werden. Gestellt haben sie sich mir während der Lektüre eines einzigartigen Buches, dessen Titel melodiös klingt und Poetisches verheißt: Ein Lied über Stadt.   
                                                                          
Im Zentrum der Geschichte um Freiheit, Mut, Wahrhaftigkeit und Liebe steht Luise. Ihr wird die fränkische Kleinstadt in der sie 1929 als Pfarrerstochter lebt langsam zu eng. Gründe dafür gibt es viele: ihre Jugend und der damit verbundene Drang in die Welt hinaus zu gehen, ihr Wunsch fliegen zu lernen aber auch die kleinbürgerlichen Verhältnisse und das Erstarken der NSDAP, die es Menschen vom Schlag ihres Vaters bereits jetzt schwer machen. Freidenker wie er werden schief angeschaut, man hat Angst vor der Freiheit, die sie so einfach leben. Obwohl es Menschen gibt, mit denen Luise eng verbunden ist, geht sie nach München, um dort zu studieren und … fliegen zu lernen.

Als sie 6 Jahre später zurückkommt, hat sich alles verändert. 
Die Enge ist noch bedrückender geworden. Aber es gibt auch schöne Seiten: eine wieder aufgenommene Freundschaft, die Familie und die so vertraute Landschaft der Kindheit. Und doch steht über allem immer die Frage nach Freiheit und Wahrhaftigkeit.

Es ist erstaunlich, mit welch kleinen Andeutungen Ewald Arenz es vermag, die bedrückende Atmosphäre der NS-Diktatur fühlbar zu machen. Es reichen kurze Sentenzen, alltägliche Situationen, um den furchtbaren Druck von Angst zu spüren. Angst davor, dass einer der Liebsten etwas Unbedachtes tun oder sagen könnte und dafür abgeholt wird. Unterschwellig, perfide und deshalb so verdammt wirksam erscheint das System – und spätestens hier wird klar, warum es kommen musste, wie es kam.

Wer den Autor Ewald Arenz bereits kennt, weiß dass man sich auf ihn verlassen kann, was poetischen Sprachstil, wunderbare Figuren und schöne Geschichten angeht. Aber dieses Mal ist etwas anders – denn Ewald Arenz gibt uns Lesern nicht das, was wir uns vielleicht wünschen. Dieses Mal gibt er uns viel mehr: Eine in der ihm eigenen, wunderbar poetischen Sprache erzählte wahrhaftige Geschichte, deren Ende erschreckend und plötzlich kommt. Die Hoffnung, es könne anders kommen, als es dann muss nimmt er uns, denn es geht einfach nicht anders. Es gibt keine Perspektive, keine Möglichkeit.

Es gibt nur eines : Das Richtige zu tun. Und jeder, der sich auch nur einmal in seinem Leben die Frage gestellt hat, wie hätte ich gehandelt damals, wird Luise für ihre Entschlossenheit bewundern und gleichzeitig bedauern, dass es keine Alternative geben kann.

Gerade deshalb, weil Ewald Arenz nicht den schönen, sondern den richtigen Weg für Luise gewählt hat, ist dieses Buch so großartig. Eines, das mich immer begleiten wird, das nachhallt und den Wunsch weckt, ein ebenso wahrhafter Mensch sein zu können, wenn es nötig wird.

Note:1,6

•   Humor: 2,0
•   Anspruch: 1,5
•   Spannung: 2,0
•   Erotik: /
•   Piratenfaktor: 1,0

2 Kommentare:

  1. Hört sich nach einem guten Buch an, werde es mir auf die Wunschliste setzen. Schöne Rezension!

    Liebe Grüße

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    1. Ja, ich finde, es ist eines. Danke fr das Lob, das freut ungemein!
      LG
      Bri

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