Freitag, 8. November 2013

Robert Louis Stevenson: Die Schatzinsel

Genre: Jugendbuch, Klassiker, Abenteuergeschichte
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Verlag: Knesebeck
Erscheinungsdatum: Februar 2013
ISBN: 978-3-86873-572-7

Als ich vor ein paar Wochen diese Ausgabe von Stevensons Klassiker in die Hände bekam, vorsichtig den Schutzumschlag entfernte und die Prägung des Jolly Roger, also des Totenkopfes mit zwei gekreuzten Knochen, auf dem dunkelgrün ledrigen Buchdeckel erblickte, schoss die Vision einer fiktiven Zukunft vor mein inneres Auge: Während draußen ein düsterer Sturm über dem Meer tobt und die Wellen an die schroffe Küste peitscht, auf der mein kleines fiktives Haus steht, gehe ich mit genau diesem Buch im Arm über knarrende Dielen in das Zimmer meiner beiden fiktiven Kinder. Und dann möchte ich den Beiden aus genau dieser Ausgabe des legendären Abenteuerromans von 1883 vorlesen.

Nachdem das australische Illustratoren-Genie Robert Ingpen bereits mit illustrierten Neuauflagen von Jugendbuchklassikern wie "Der Zauberer von Oz", "In 80 Tagen um die Welt", "Alice im Wunderland" oder "Tom Sawyer" brillierte, die für den deutschen Buchmarkt ebenfalls im Hause Knesebeck erschienen sind, ist mit "Die Schatzinsel" nun auch ein weiteres Meisterwerk im Gewand dieser fantastischen Reihe erschienen. Und auch wenn es nach Blasphemie klingen mag: Ingpen ist so gut in seinem Handwerk, dass selbst diese völlig zurecht gerühmten Meilensteine der Weltliteratur von seinen Arbeiten profitieren, entwickeln die Geschichten, garniert mit den träumerisch detaillierten Gemälden Ingpens, doch noch einmal einen ganz neuen märchenhaften und romantischen Charme.


Die Geschichte um den jungen Jim Hawkins, dem durch Zufall eine gefährlich begehrte Karte in die Hände fällt, die den Weg zum Schatz des berüchtigten Piratenkapitäns Flint weist, sollte eigentlich jedem ein Begriff sein, wurde der Stoff des Schotten Stevenson innerhalb der letzten einhundert Jahre doch immer wieder neu aufgelegt, gefühlte tausendmal verfilmt und unzählige Male zum Gegenstand von wissenschaftlichen Ausarbeitungen, Dokumentationen oder sogar Verschwörungstheorien gemacht. Eine davon geht, nebenbei bemerkt, übrigens davon aus, dass die Figur des Jim Hawkins keinem Geringeren als Stevenson selbst nachempfunden sei, der also einfach seine Jugenderinnerungen zu Papier gebracht hätte.

Der junge Hawkins sucht Rat beim Arzt Livesey und dem wohlhabenden Mr. Trelawney, die daraufhin ein Schiff, die Hispaniola, chartern, eine Crew anheuern und mit Kurs auf die mysteriöse Schatzinsel des Kapitän Flints in See stechen. Auch Hawkins ist als Schiffsjunge mit an Bord. Doch der geschwätzige Trelawney erwies sich als etwas zu redselig im Vorfeld der brisanten Glücksritter-Expedition und so kam es, dass sich ehemalige Besatzungsmitglieder des berüchtigten Kapitän Flints selbst unter die Crew der Hispaniola mischen konnten - allen voran der bösartig charmante, einbeinige Schiffskoch "Long" John Silver, ein Bild von einem Bösewicht. Und natürlich, die Piraten planen bereits die blutige Meuterei, sobald der legendäre Schatz in greifbarer Nähe ist.

Robert Louis Stevenson hat sich mit "Die Schatzinsel" völlig zurecht ein Denkmal für alle Zeiten gesetzt; eine wunderbare Geschichte voller Abenteuer, Spannung, Witz und Magie. Man hört förmlich die tosende See rauschen, spürt die brennende Sonne und den salzigen Westwind auf der Haut und weiß wieder, was es heißt, mit Hilfe eines Buches - und noch dazu eines so schönen, in einer so fantastischen Ausgabe - in eine andere, wunderbare Welt einzutauchen.  

Note: 1
  • Humor: 1
  • Anspruch: 2
  • Spannung: 1
  • Erotik: /
  • Piratenfaktor: 1

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